"Beide Ansätze haben ihre Berechtigung und wirken sich stark auf die Markenstrategie, Markteintrittsformen und langfristige Marktposition aus."
Proaktive Motive entstehen aus einer internen, strategischen Planung, nicht als Reaktion auf äußere Einflüsse. Unternehmen gehen aktiv auf internationale Märkte, weil sie Chancen erkennen oder Wettbewerbsvorteile nutzen wollen.
Strategische Wachstumsziele: Ausbau von Umsatz und Marktanteilen
Nutzung bestehender Wettbewerbsvorteile: Technologie, Marke, Prozesse
Innovations- und Skalierungschancen: Neue Märkte bieten Lernmöglichkeiten und Kostenvorteile
Globales Branding & Thought Leadership: Positionierung als internationale Top-Marke
Beispiel: Ein Fintech-Startup plant von Anfang an die Expansion in die EU-Märkte, um einheitliche Plattformlösungen für grenzüberschreitende Zahlungen zu etablieren.
Reaktive Motive entstehen als Antwort auf äußere Ereignisse oder Marktveränderungen. Unternehmen werden quasi „gezwungen“, neue Märkte zu erschließen, um Risiken zu minimieren.
Typische reaktive Motive:
Konkurrenzdruck: Wettbewerber drängen in den Heimatmarkt oder neue Technologien verändern den Wettbewerb
Regulatorische Veränderungen: Restriktionen im Heimatmarkt, neue Compliance-Vorgaben
Marktstagnation oder Rückgang der Nachfrage
Kundenanforderungen: Internationale Kunden oder Partner benötigen globale Lösungen
Beispiel: Ein etabliertes SaaS-Unternehmen erweitert sein Geschäft nach Südamerika, nachdem die Nachfrage im Heimatmarkt stagniert und neue Konkurrenten Marktanteile gewinnen.
| Merkmal | Proaktiv | Reaktiv |
|---|---|---|
| Treiber | Interne Strategie, Wachstum | Externe Marktbedingungen, Risiken |
| Risiko | Marktunsicherheit, Investitionsaufwand | Verpasste Chancen, Wettbewerbsdruck |
| Fokus | Expansion & Chancen | Absicherung & Schadensbegrenzung |
| Markenwirkung | Stärkt globales Branding | Schützt bestehende Marke |
Egal, ob proaktiv oder reaktiv, folgende Faktoren sind entscheidend:
Klare internationale Markenstrategie – konsistente Positionierung über alle Märkte
Marktforschung & Datenanalyse – Chancen und Risiken für neue Märkte verstehen
Regulatorische Compliance – KYC/KYB/AML und lokale Vorschriften frühzeitig berücksichtigen
Markteintrittsform & Timing – Joint Ventures, Partner oder eigene Niederlassung je nach Marktbedingungen
Interne Ressourcen – Personal, Budget und Prozesse müssen internationale Anforderungen abdecken
Die Internationalisierung ist ein zweischneidiges Schwert: proaktive Motive fördern Wachstum und Marktführerschaft, reaktive Motive sichern Marktpositionen und reduzieren Risiken. Unternehmen, die beide Ansätze kombinieren und ihre Marke klar international ausrichten, sind langfristig am erfolgreichsten.
Quellen:
Johanson, J., & Vahlne, J.-E. (2009). The Uppsala Internationalization Process Model Revisited: From Liability of Foreignness to Liability of Outsidership. Journal of International Business Studies, 40(9), 1411–1431.
Cavusgil, S. T., Knight, G., Riesenberger, J. R. (2017). International Business: The New Realities. Pearson.
Bartlett, C. A., & Ghoshal, S. (2002). Managing Across Borders: The Transnational Solution. Harvard Business Review Press.
Peng, M. W. (2022). Global Business. Cengage Learning.
Stratoor Consulting Blog (2024). Motive zur Internationalisierung einer Marke. https://www.stratoor.com/stratoor-consulting-blog/post/motive-zur-internationalisierung-einer-marke